GRIMSCHLEBEN.INFO

 

Beim sogenannten "Schanzenhaus” handelt es sich um die Ruine eines kuriosen landwirtschaftlichen Wohn- und Nutzbau aus dem 19. Jahrhundert. Seine Bezeichnung nimmt Bezug auf die "Schanze" und die damit verbundenen Ereignisse des 30-jährigen Krieges.

Ob eine andere überlieferte Bezeichnung, "Polverhütte" (Pulverhütte), auf eine zeitweilige Nutzung des Baus als Pulvermagazin während der Befreiungskriege (1813-1815) anspielt, muß zunächst offenbleiben. 

Gesichert ist, dass das Gebäude zwischen 1812-1824 als Drescherwohnung wahrscheinlich unter Leitung des Baurats Behr (dem Vorgänger von Bandhauer) errichtet wurde. Es war als Erdhaus ohne Dachkonstruktion konzipiert, bestehend aus 3 Tonnengewölben, welche direkt in den äußeren Wall der Befestigung eingebaut wurde und als Wohn- und Stallgebäude diente. In den Folgejahren erfolgten wiederholt Inspektionen, Inventarisationen und Bauabnahmen, von denen sich aufschlußreiche Protokolle erhalten haben. Im Jahre 1855 traten gravierende Baumängel auf, sodaß man sich entschloß , die Gewölbe zu überdachen, wobei die Giebel in Fachwerk ausgeführt wurden.

Überreste des Schanzenhauses, Gewölbebogeb von außen

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts im Ort eine Landarbeitersiedlung errichtet worden war, verschob sich der Schwerpunkt der Gebäudenutzung auf die Viehhaltung, was zum fortschreitenden Verfall des Objektes beitrug.

So kam es in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Einsturz des Nordgiebels, worauf man den Gebäudekomplex fast ausschließlich zur Hühnerhaltung nutzte. Im Jahre 1984 wurden dann der Südgiebel und die verbliebenen Dachreste aus Sicherheitsgründen abgetragen.

Blick in eines der Tonnengewölbe

In den Jahren 2005 und 2006 nahmen Mitglieder des Arbeitskreises Archäologie im Bernburger Land e.V. erste Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten vor und rücken dieses außergewöhnliche Baudenkmal nach langer Zeit wieder in das öffentliche Bewusstsein. Ihre Bemühungen wurden in dankenswerter Weise vom Verwalter G. Schmidt unterstützt.

(Quelle: Infotafel des Arbeitskreises Archäologie im Bernburger Land e.V.)

R. Thiem  |  mail@grimschleben.info
Seitenaufrufe: